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„Populistische Diktion“: Interview mit Professor Harald Walach über seine aktuelle Analyse der Anti-Homöopathie-Lobby

Professor Harald Walach ist der erste Wissenschaftler, der die Kampagne gegen Homöopathie in D analysiert und die Ursprünge lokalisiert hat. Er hat in seiner Analyse mit dem Titel „Alles Zufall?“ klar herausgearbeitet, dass die Kampagne 2015 in Deutschland und 2009 in Großbritannien begann (Link zu seiner Analyse mit Belegen). Im Interview mit ihm wollte ich wissen, wie er die aktuelle Lage beurteilt.

Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, dem empfehle ich die Webseite von Professor Walach und seine Blogs und Bücher: Link.

1) Wie bewerten Sie als Wissenschaftler die Aktivitäten der Globuli-Gegner in 2018 rund um das Informationsnetzwerk Homöopathie von Natalie Grams und Norbert Aust?

Professor Harald Walach: „Ich finde es legitim, seine Meinung zu verbreiten. Was ich problematisch finde, ist die Tatsache, dass sie erstens zunehmend populistischer in der Diktion wird, dass sie absichtlich vorhandene Information ignoriert bzw. kleinredet, von einem Wissenschaftsbild ausgeht, das sich innerhalb der Wissenschaft schon längst überholt hat (wundert auch niemand, denn die Akteure sind keine Wissenschaftler), die Erfahrung von Ärzten und Patienten ignoriert und so tut, als könnte man Medizin auf die Ergebnisse randomisierter Studien verkürzen. Wenn man das wirklich täte – ich habe dieses Argument in verschiedenen Blogs und Texten benutzt und darauf nie eine wirklich brauchbare Antwort gesehen – dann müsste man ca. 90% der praktizierten Medizin abschaffen, könnte die meisten kardiologischen Interventionen und das meiste was in der niedergelassenen Praxis passiert abschaffen, usw. Daher wird hier mit zweierlei Mass gemessen; ob bewusst, weiss ich nicht. Ich denke eher aus Unkenntnis und wegen verzerrter Optik.

Das alles wäre nicht tragisch, wenn das Ganze nicht von einer neuigkeitsgeilen, unkritischen Presse- und Medienlandschaft aufgegriffen und unterstützt würde. Darin sehe ich die eigentliche Problematik. Denn dann werden ohnehin schon verkürzte Botschaften zu anscheinend glatten Narrativen gebürstet die weiter weg von den Tatsachen und der Wahrheit gar nicht mehr sein könnten. Und dennoch glauben es dann die meisten. Das liegt meines Erachtens daran, dass die Wissenschaftsredaktionen der meisten Mainstream-Medien entweder von Grundlagenwissenschaftlern geleitet werden oder von Ärzten bzw. Redakteuren, die sehr szientistisch bis wissenschaftsgläubig sind. Und einer solchen Mentalität ist eine wissenschaftliche Anomalie wie die Homöopathie ein Dorn im Auge.“

2) Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Homöopathie-Gemeinschaft, sich gegen die INH und ihre Aktivitäten zur Wehr zu setzen?

Professor Harald Walach: „Positive Kommunikation; Patienten mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen lassen; auf der gesetzlich verbrieften Wahlfreiheit zu bestehen; politisch aktiv werden; aktiv mit Journalisten, Redakteuren und Co das Gespräch suchen, und, ja vielleicht auch das, aufklären.“

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