Nach dem Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH) meldet sich nun auch die Association for Natural Medicine in Europe (ANME) als Verband zu Wort – und rückt denselben neuralgischen Punkt in den Mittelpunkt: Der Grünen-Beschluss vom 28. November 2025 zielt nicht nur auf die Streichung der Erstattung, sondern stellt den Binnenkonsens des Arzneimittelrechts infrage. (Link zum Anme-Weckruf an Heilpraktiker und Hersteller von Homöopathika).
Damit ist ANME der zweite Verband, und zwar ein Dachverband, der öffentlich benennt, worum es bei den aktuellen politischen Vorstößen tatsächlich geht: nicht um eine Detailkorrektur, sondern um die Fundamente der besonderen Therapierichtungen.
Der Kern der Kritik: Wenn der Binnenkonsens fällt, fällt die Grundlage traditioneller Arzneimittel
ANME schreibt unmissverständlich, dass die beiden Parteitagsanträge der Grünen (VR-02 sowie VR-02-001-2) die Zukunft traditioneller Heilmittel direkt bedrohen. Zitat aus dem ANME-Beitrag:
„Die Streichung der Erstattung ist nur der Anfang. Der Wegfall des Binnenkonsenses würde bedeuten, dass traditionelle Heilmittel künftig nicht mehr als Arzneimittel geführt werden könnten.“
Der Binnenkonsens ist die rechtliche Grundlage dafür, dass Homöopathie, Anthroposophie und Teile der Phytotherapie als Arzneimittel zugelassen bleiben können – ohne das Nachweisschema der klassischen Schulmedizin, sondern basierend auf historischer Anwendung, Erfahrungswissen und fachlicher Bewertung.
ANME betont, dass dadurch zwei zentrale Pfeiler akut gefährdet wären:
- die Apothekenpflicht,
- und der Arzneimittelstatus dieser Präparate.
Ohne Binnenkonsens wäre der Weg frei, diese Mittel aus dem Arzneimittelrecht zu drängen – mit der Konsequenz, dass sie nur noch als einfache Nahrungsergänzungen existieren könnten. Für Patienten würde das einen spürbaren Qualitätsverlust bedeuten.
Deutliche Worte eines internationalen Verbandes
Dass ANME sich jetzt positioniert, ist politisch relevant. Der Verband vertritt europäische Akteure der Naturheilkunde und formuliert seine Warnung ungewöhnlich klar:
„Die Grünen greifen mit ihrem Beschluss den Schutz traditioneller Arzneimittel an. Das hätte weitreichende Folgen für Patienten, Therapeuten und Hersteller.“
Damit bestätigt ANME die Einschätzung, die der FDH sowie auch der Homoeopathiewatchblog und Heilpraktiker-Newsblog bereits vor wenigen Tagen veröffentlicht haben: Der Grünen-Beschluss ist ein Angriff auf die Struktur der besonderen Therapierichtungen – nicht nur auf deren Finanzierung.
Was diese Positionierung bedeutet
Es gibt wenige politisch aktive Verbände in der Homöopathie und bei Heilpraktikern. Auch die beiden Verbände der Hersteller hüllen sich in Schweigen. Heilpraktikverband FDH und die ANME sind die beiden wichtigsten Akteure auf politischer Ebene in Deutschland und Europa, um die Interessen der Homöopathie und Heilpraktiker zu vertreten. Dass zwei große Verbände innerhalb kürzester Zeit dieselbe Gefahr benennen, zeigt, wie tief der Einschnitt ist. Beide warnen vor einer Entwicklung, die in der politischen Debatte oft verharmlost wird.
Ihre Warnung sagt aus meiner Sicht als Journalist: Fällt der Binnenkonsens, haben Heilpraktiker und Ärzte für Homöopathie keine Therapeutika mehr, da Homöopathie verboten wird. Und wie will ein homöopathisch praktizierender Heilpraktiker oder Arzt ohne ein Homöopathikum seine Patienten behandeln und womit? Und was passiert mit den Patienten, die keine homöopathische Behandlung mehr erhalten?
Die Folge: Die Patienten bleiben weg. Sollte das kommen, z.B. wenn die Grünen in der Regierung vertreten sind oder in der Opposition sich mit SPD und Linken gegen Homöopathie verbünden, wird das die größte Pleitewelle bei Heilpraktikern und Ärzten für Homöopathie sowie bei Herstellern nach sich ziehen, die der Beruf seit dem zweiten Weltkrieg erlebt hat. Das gleiche gilt für Hersteller von Homöopathika: Was wollen Hersteller mit einem Schwerpunkt Homöopathie wie DHU nach einem Verbot all ihrer Produkte noch verkaufen?

