Seit Jahren schwelt in der Partei Bündnis 90/ Die Grünen ein Streit über Homöopathie. Die Spannungen entladen sich in den letzten Jahren vor und auf den Parteitagen. Immer wieder stellt die Anti-Homöopathie-Fraktion einen Antrag gegen Homöopathie. Auch für den kommenden Parteitag vom 28. bis 30. November in Hannover kündigt sich nun wieder eine Auseinandersetzung zum Thema Globuli an. Wieder möchte die Anti-Homöopathie-Fraktion bei den Grünen auf dem Parteitag laut auftreten und kündigt bereits jetzt einen Antrag gegen Homöopathie und Anthroposophie an, obwohl die Antragsfrist erst Mitte Oktober startet.
Die Berliner Grünen (Ortsverband Tempelhof-Schöneberg) werden auf dem Parteitag einen Antrag gegen Homöopathie stellen. Dies haben sie bereits auf dem letzten Parteitag im Januar 2025 getan – der Antrag kam jedoch nicht zur Abstimmung. Im Antrag für den November-Parteitag möchten sie noch weiter gehen als im Januar. Im Januar ging es um die Streichung als freiwillige Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Der neue Antrag für November sieht zusätzlich vor, dass der Binnenkonsens abgeschafft wird. Dies würde das Ende der Homöopathie als Arzneimittel und das Ende der Apothekenpflicht bedeuten. Dies würde auch die anthroposophischen Arzneimittel betreffen, die die Grünen in ihrem Antrag explizit erwähnen und erstmals verboten sehen möchten.
Der Antrag der Berliner Grünen käme somit einem Verbot der Homöopathie und Anthroposophie gleich. Die Berliner Grünen haben den Antrag im Juli auf ihrer Mitgliederversammlung verabschiedet und angekündigt, dass sie ihn auf dem November-Parteitag einbringen werden (Link zum Antrag: https://gruene-ts.de/beschluss-keine-erstattung-homoeopathischer-leistungen-durch-gesetzliche-krankenkassen-fuer-eine-evidenzbasierte-gesundheitspolitik/).
Bisher konnten die Verbots-Anträge der Grünen gegen Globuli abgewendet werden, auch weil es vor und während der Parteitage zahlreiche öffentliche Aktivitäten der Homöopathie- und Anthroposophie-Community gab. Beispielsweise gab es Anträge pro Homöopathie von einer Heilpraktikerin auf dem Parteitag (Bericht und Interview mit ihr im Watchblog ) sowie Petitionen (Bericht im Watchblog ). Auch bei anderen Parteien waren Gegenmaßnahmen notwendig –und erfolgreich: Im Sommer konnte die Homöopathie- und Anthroposophie-Community einen Anti-Homöopathie-Antrag der SPD auch durch eine Flut an Protestschreiben vorerst stoppen (Bericht im Watchblog ).
Die Gefahr des grünen Anti-Homöopathie-Antrags besteht darin, dass der schwelende Streit innerhalb der Grünen zugunsten der Anti-Homöopathie-Fraktion entschieden werden könnte. Zwar gibt es bei den Grünen noch eine Pro-Homöopathie-Fraktion (beispielsweise den Gesundheitsminister in Baden-Württemberg, Manfred Lucha), doch diese wird seit einigen Jahren kleiner und leiser. Die Anti-Homöopathie-Fraktion der Grünen ist hingegen größer und lauter geworden. Der Antrag könnte diese Anti-Fraktion stimulieren oder sogar wieder auf die Regierungspartei SPD übergreifen. Würde der Antrag den Parteitag passieren, hätte das einen erneuten Sturm vieler Medien gegen die Homöopathie zur Folge.
Es ist ratsam, dass die Homöopathie- und Anthroposophie-Community die zwei Monate bis zum Parteitag der Grünen nutzt, um Gegenmaßnahmen umzusetzen. Daher mache ich jetzt schon im Homoeopathiewatchblog auf den Anti-Homöopathie-Antrag aufmerksam. Hier einige Vorschläge:
- Eine Flut an Protestschreiben der Homöopathie-Community an die Grünen, besonders an die Landesverbände, die Delegierte für den Parteitag stellen. Die Adressen der grünen Landesverbände inkl. E-Mail-Adressen finden sich auf der Website der Grünen (Link: https://www.gruene.de/gruene-vor-ort )
- Gegenanträge pro Homöopathie von Heilpraktikern, Ärzten für Homöopathie, die Grünen-Mitglied sind
- Auch eine Petition kann sinnvoll sein, um den politischen Druck zu erhöhen
Für die Homöopathie-Community ist es wichtig – wie die letzten Jahre gezeigt haben – gemeinsam gegen jeden politischen Angriff auf die Therapie vorzugehen, um Schlimmeres zu verhindern. Gemeinsam hat die Homöopathie-und Anthroposophie-Community in den letzten Jahren erfolgreich die Angriffe gekontert, weil sie öffentlich aktiver geworden ist. Nur Aktivität führt zum Erfolg für die Homöopathie. Und jeder und jede Einzelne ist gefragt nach dem Motto #RetteDeineHomöopathie.