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Analyse: Warum der Anti-Homöopathie-Antrag des Grünen-Vorstandes kein Zufall ist – sondern Teil eines Plans

Die taz hat in den vergangenen Tagen etwas Wichtiges herausgearbeitet: Der Kurs der Grünen verändert sich gerade grundlegend (Link taz.de/Die-Gruenen-vor-ihrem-Parteitag/!6131119/). Vor dem Parteitag beschreibt das Blatt einen klaren strategischen Schwenk des neuen Vorstandes. Während Robert Habeck über Jahre auf Ausgleich gesetzt hat, auf den – misslungenen Versuch – , „Brücken bauen“, wählt die neue Parteispitze eine andere Richtung.

Laut taz stehen die Vorstände Franziska Brantner und Felix Banaszak inzwischen für einen deutlich härteren Politikstil. Weniger Vermittlung, mehr Konflikt. Weniger Harmonie, mehr Abgrenzung. Sie wollen wieder Zuspitzung, klare Kante und bewusst gesetzte Reibung. Und der zentrale Punkt: Diese Linie kommt nicht aus dem Nichts. Sie ist Teil einer strategischen Neupositionierung, wie die taz schreibt.

Im Hintergrund wirkt weiterhin Ricarda Lang laut taz. Als frühere Parteivorsitzende hat sie den neuen Kurs mit vorbereitet. Laut taz stammt ein internes Strategiepapier zur „Polarisierung“ sogar direkt aus ihrem Umfeld. Darin wird beschrieben, dass die Partei nicht stärker werden könne, wenn sie immer auf Konsens setze. Stattdessen brauche es Themen, die Konflikt sichtbar machen und die Partei schärfen.

Vor diesem Hintergrund bekommt der Anti-Homöopathie-Antrag des Parteivorstandes eine ganz andere Bedeutung. Er ist kein fachpolitischer Schnellschuss, sondern ein Baustein dieser neuen Linie. Ein bewusst gesetzter Kontrast. Eine Stelle, an der „Stress machen“, wie es die taz formuliert, gewollt ist. Und genau das erklärt, warum der Vorstand ein Risiko in Kauf nimmt und ein Thema hochzieht, von dem er weiß, dass es innerhalb wie außerhalb der Partei Widerspruch hervorruft.

1. Warum der Antrag politisch riskant ist – und warum das Risiko bewusst gesucht wird

Ein Antrag gegen Homöopathie ist kein gefahrloses Manöver. Er berührt viele Gruppen, die in den vergangenen Jahren Teil der grünen Unterstützerlandschaft gewesen sind: Menschen, die offen für alternative Heilmethoden sind, Heilpraktikerinnen, Apotheken, Ärztinnen und Ärzte mit Zusatzqualifikation, und nicht zuletzt viele Wählerinnen, die den Begriff Ganzheitlichkeit nicht automatisch als Gegensatz zur Wissenschaft sehen.

Ein Vorstand, der Harmonie sucht, würde so ein Thema meiden.
Ein Vorstand, der Polarisierung sucht, greift genau danach.

Das politische Risiko, das ein solcher Antrag erzeugt, ist Teil seiner Funktion. Es zeigt Tatkraft, Konfliktfähigkeit und Entschlossenheit. Nach innen signalisiert es Führung. Nach außen zeigt es Profil. Genau das, was die taz als neuen strategischen Anspruch beschreibt.

2. Der Antrag klingt moderat – ist aber inhaltlich ein radikaler Einschnitt

Die Formulierungen im Antrag sind weich, aber die Auswirkungen wären hart. Hinter dem zarten Sprachton stecken weitreichende Konsequenzen:

  • Gesundheitsberufe sollen künftig aktiv von Homöopathie abraten.
  • Kassen sollen Leistungen streichen.
  • Der Binnenkonsens als Grundlage des Arzneimittelstatus für Homöopathie, Anthroposophie und Teile der Phytotherapie steht vor dem Aus.
  • Die zukünftige Fachkommission soll mit homöopathische Stimmen den Binnenkonsens abschaffen.

Das ist keine vorsichtige Justierung. Das ist ein tiefer Eingriff in das bestehende System.

Der HomoeopathieWatchBlog hat diese Punkte bereits ausführlich analysiert: Der Antrag stapelt Milde im Ton und Härte in der Sache. Genau das macht ihn politisch so wirksam. Er begrenzt den Angriffsraum – und verschärft gleichzeitig die Wirkung. Und er hat drei homöopathische Verbände so getäuscht, dass sie den Antrag gegen Homöopathie als „Kompromiss“ bezeichnen.

3. Ricarda Langs Rolle in dieser Entwicklung

Dass Ricarda Lang diesen Kurs mit vorbereitet hat, passt zur Linie, die sie seit Jahren öffentlich vertritt. Ihr Tweet aus dem Jahr 2019, in dem sie Homöopathie als „Pseudowissenschaft“ bezeichnete (Link x.com/Ricarda_Lang/status/1102566856043433984) , war kein isolierter Kommentar. Er zeigt, wie eindeutig ihre Position ist – und wie sehr sie dahintersteht, wenn die Partei sich bei Gesundheitsthemen konfrontativer aufstellt.

Wenn die taz nun berichtet, dass ein internes Polarisierungspapier aus ihrem Umfeld stammt, fügt sich die Entwicklung zusammen:
Ideologische Klarheit trifft auf strategische Umsetzung.

Der Homöopathie-Antrag ist damit nicht irgendein Thema. Er ist ein erstes Schaufenster dieser neuen polarisierenden Linie.

4. Warum Homöopathie ein ideales Testfeld für Polarisierung ist

Der Antrag erfüllt aus Sicht des Vorstands mehrere strategische Kriterien:

  • Er polarisiert, ohne die Partei in existenzielle Krisen zu stürzen.
  • Er sorgt für Abgrenzung nach rechts wie nach liberal-konservativ.
  • Er vereint diejenigen, die sich als rational-wissenschaftlichen Kern der Partei sehen.
  • Er provoziert interne Debatten, an denen die neue Führung Stärke zeigen kann.

Mit anderen Worten: Der Antrag schafft Sichtbarkeit, Profil und Konflikt. Genau das, was laut taz zur neuen grünen Erzählung gehört.

5. Die Folgen für die Homöopathie – und warum jetzt Reaktion nötig ist

Sollte der Parteitag dem Antrag folgen, werden die Effekte spürbar:

  • Krankenkassen könnten Leistungen schnell streichen.
  • Praxen müssten ihr Beratungsverhalten anpassen.
  • Apotheken würden regulatorisch eingeschränkt.
  • Der Arzneimittelstatus wäre in Gefahr.
  • Patienten hätten weniger Wahlmöglichkeiten.

Vor allem aber: So ein Beschluss schafft Fakten, auf die weitere Beschlüsse aufbauen.

Wenn die neue grüne Führung Homöopathie als Lernfeld für Polarisierung nutzt, dann sollten Verbände, Praxen und Patienten verstehen, dass es nicht um Detailpolitik geht. Es geht um Grundsatzfragen – und um eine bewusst hergestellte politische Reibung.


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Ein Kommentar

  1. Da überschätzen sich die beiden Vorsitzenden der Grünen. Es haben Allopathie und Homöooathie ihre Berechtigung.

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