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Apotheken Umschau greift Homöopathie an – ungewöhnlich klare Positionierung eines Patientenmagazins mit 15 Millionen Lesern / Für Sie: Muster-Leserbrief an die Redaktion

Nach dem Grünen-Parteitag habe ich vor einem Dammbruch gewarnt: Wenn die politische Debatte zur Homöopathie kippt, werden weitere Akteure folgen. Genau das passiert jetzt. Mit einem Kommentar unter dem Titel „Warum die Krankenkassen Homöopathie nicht bezahlen sollten“ positioniert sich nun auch die Apotheken Umschau offen gegen Homöopathie. (Artikel unter Link https://www.apotheken-umschau.de/gesundheitspolitik/kommentar-warum-die-krankenkassen-homoeopathie-nicht-bezahlen-sollten-1053549.html)

Sie müssen das als Leser des Homoeopathiewatchblog nicht still hinnehmen. Unter diesem Artikel finden Sie einen Muster-Leserbrief an die Umschau-Redaktion.

Der Anti-Homöopathie-Kommentar ist auffällig. Denn die Apotheken Umschau ist kein Fachjournal und kein politisches Kampagnenmedium, sondern Deutschlands reichweitenstärkstes Patientenmagazin. Monatlich erreicht sie rund 15 Millionen Leserinnen und Leser im Print und zusätzlich mehrere Millionen online (laut AWA 2025). Sie prägt damit ganz wesentlich, wie Patientinnen und Patienten medizinische Fragen einordnen. Und die Umschau prägt, wie Kunden die Homöopathie am Point of Sale, in der Apotheke, sehen.

Ungewöhnlich: Die Apotheken Umschau verlässt ihre journalistische Rolle

Was diesen Beitrag besonders macht, ist nicht die Kritik an Homöopathie an sich. Die gibt es seit Jahren. Ungewöhnlich ist die Klarheit der Positionierung. Der Text ist ausdrücklich als Kommentar gekennzeichnet, dennoch überschreitet er eine Grenze, die die Apotheken Umschau bislang meist eingehalten hat: die Rolle der vermittelnden, erklärenden Gesundheitsinformation.

Statt unterschiedliche Perspektiven darzustellen, argumentiert der Kommentar eindeutig normativ. Krankenkassen sollten Homöopathie nicht bezahlen, weil sie keinen über den Placeboeffekt hinausgehenden Nutzen habe. Zahlungen würden Patientinnen und Patienten in die Irre führen. Selbst geringe Ausgaben seien Geld, das „für sinnvollere Dinge“ verwendet werden müsse.

Damit verlässt das Magazin seine klassische journalistische Rolle als Orientierungshilfe für Patientinnen und Patienten und wird selbst zum Akteur in einer gesundheitspolitischen Auseinandersetzung.

Was im Kommentar gesagt wird – und was nicht

Der Beitrag folgt bekannten Argumentationslinien der Homöopathie-Kritik. Er stellt Homöopathie als wissenschaftlich widerlegt dar und verbindet daraus eine klare gesundheitspolitische Forderung. Was fehlt, ist eine Einordnung der gesellschaftlichen Realität: die hohe Nachfrage, die freiwilligen Satzungsleistungen der Kassen, die Erfahrungen vieler Patientinnen und Patienten und die Tatsache, dass es sich bislang um eine Zusatzleistung handelt, nicht um eine Pflichtversorgung.

Gerade von einem Medium mit dieser Reichweite wäre hier mehr Differenzierung zu erwarten gewesen.

Und einen wichtigen Fakt vergisst die Apotheken Umschau auch zu erwähnen: Der Anteil der Homöopathie am Umsatz im Bereich Selbstmedikation liegt für Apotheken bei etwa zehn Prozent. Ohne Homöopathie würden noch mehr Apotheken in die Insolvenz getrieben werden.

Und wenn die Zahl der Apotheken sinkt, wird sich das auf die Umsätze der Apotheken Umschau auswirken, da Apotheken jedes Exemplar der Umschau bezahlen müssen, damit sie es an die Apothekenkunden kostenlos abgeben können. Apotheken bezahlen bis zu 1 Euro pro Heft an den Umschauverlag, weiß Wikipedia. Eine Apotheke, die im Jahr 1000 Hefte pro Monat für Preis von 80 Cent pro Heft einkauft, gibt für die Apotheken Umschau im Jahr 9.600 Euro aus. Das führt dazu, dass es Apotheker gibt, die die Umschau an ihre Kunden verkaufen wollen, weiß Apotheke Adhoc.

Journalistische Einordnung

Aus journalistischer Sicht ist das ein relevanter Schritt. Wenn ein Patientenmagazin dieser Größe so eindeutig Position bezieht, verschiebt sich der öffentliche Diskurs. Homöopathie wird nicht mehr nur kritisch begleitet, sondern aktiv delegitimiert. Das ist legitim – aber es sollte als Meinungsbeitrag klar erkennbar bleiben und sich seiner Wirkung bewusst sein.

Für die Debatte bedeutet das: Sie wird breiter, schärfer und politischer. Und sie verlässt zunehmend den Raum fachlicher Auseinandersetzung hin zur öffentlichen Meinungsbildung.

Was Leser jetzt tun können

Leserinnen und Leser des Homoeopathiewatchblog müssen das nicht kommentarlos hinnehmen. Gerade weil die Apotheken Umschau für sich journalistische Glaubwürdigkeit beansprucht, sind sachliche Leserbriefe ein legitimes Mittel der Rückmeldung.

Unten ein kurzer Muster-Leserbrief, der respektvoll bleibt, aber eine andere Perspektive einfordert.

Muster-Leserbrief an die Apotheken Umschau (ca. 10 Zeilen)

Sehr geehrte Redaktion,

mit Interesse habe ich Ihren Kommentar gelesen, in dem Sie sich klar gegen die Erstattung homöopathischer Leistungen positionieren.
Was mich dabei irritiert, ist weniger die Kritik an Homöopathie als die Rolle, die Ihr Magazin dabei einnimmt.

Die Apotheken Umschau war bislang ein Informationsmedium für Patientinnen und Patienten, das unterschiedliche Perspektiven einordnet.
Ihr aktueller Kommentar liest sich hingegen wie ein Beitrag zur politischen Kampagnenführung gegen Homöopathie.

Daher meine Frage: Warum verlässt ein Patientenmagazin mit Ihrer Reichweite jetzt diese journalistische Rolle und positioniert sich so eindeutig gegen ein Therapieverfahren, das viele Versicherte bewusst nachfragen?

Eine offene, ausgewogene Debatte wäre dem Thema und Ihrer Verantwortung gegenüber den Leserinnen und Lesern angemessener.

Mit freundlichen Grüßen
[Name]

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Christian J. Becker, Dipl. oec. troph.
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