Homöopathie Krankenhaus

Wie kann die Homöopathie auch im Krankenhaus eine wichtige Rolle spielen? Ein Beispiel und eine Initiative – Interview mit KfN-Chefarzt Robert Schmidt

Homöopathie ist heute wichtig vor allem in der ambulanten Versorgung und in der Selbstmedikation. Früher spielte sie aber auch in der stationären Versorgung eine große Rolle. In Deutschland gab es etwa 70 kleinere und größere homöopathische Krankenhäuser seit dem 19. Jahrhundert, allein 25 wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Bei meinen Recherchen zum Thema Homöopathie im Krankenhaus bin ich auf viele Krankenhäuser gestoßen, die es einmal gab, die aber als homöopathische KKH nicht überlebt haben. 

Aber ein Krankenhaus mit einem Schwerpunkt auf Homöopathie, das 1859 gegründet wurde, hat die letzten 166 Jahre überlebt. Wie es das geschafft hat, wollte ich vom Chefarzt wissen. Mit ihm habe ich auch darüber gesprochen, wie man der Homöopathie im Krankenhaus wieder mehr Geltung verschaffen kann. Dazu gibt es eine interessante Initiative. Auch darüber habe ich mit dem Chefarzt gesprochen, der sich auch für diese engagiert.

Es handelt sich um das Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) in München, das im 19. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt Homöopathie gegründet wurde. Heute hat das Akutkrankenhaus 110 Betten und wird seit seiner Gründung von einer Stiftung getragen. Chefarzt Robert Schmidt nennt im Gespräch mit dem Homoeopathiewatchblog mehrere Gründe für den Erfolg bis heute. Der Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren und Homöopathie leitet das KfN seit 2020. Zweites Gesprächsthema ist der Verein Globulus, der sich dafür engagiert, dass Kinderkliniken mehr Homöopathie einsetzen. 

Christian J. Becker: Das KfN wurde im 19. Jahrhundert als Krankenhaus mit dem Schwerpunkt Homöopathie gegründet, der mittlerweile mit anderen komplementärmedizinischen Methoden erweitert wurde. Wie ist es gelungen, diese besondere Ausrichtung über so lange Zeit trotz allem öffentlichen Gegenwind gegen die Therapie zu erhalten?

Ärztlicher Direktor Robert Schmidt (Foto: KfN)

Robert Schmidt: Seit 1968 steht das Krankenhaus für Naturheilweisen an seinem heutigen Standort auf dem Gelände des städtischen Klinikums München-Harlaching. Seitdem wurde auch das Therapieangebot des bisher rein homöopathischen Krankenhauses um Naturheilkunde und ganz explizit auch um die sog. Schulmedizin erweitert. Damit ist das Krankenhaus für Naturheilweisen ein ganz früher Vertreter der sogenannten integrativen Medizin. Unter Berücksichtigung der individuellen Patientenwünsche entwickeln wir ein individuelles multimodales Behandlungskonzept mit einer leitliniengerechten Schulmedizin als Basis. Die Homöopathie ist ein wertvoller Baustein in diesem Konzept. Dieser explizit integrative Ansatz führt zu einer breiten Akzeptanz in der Öffentlichkeit und vor allem auch in der Ärzteschaft.

Außerdem verstehen wir die Homöopathie aufgrund der bestehenden Studienlage als evidence based medicine, auf die wir nicht verzichten möchten und die wir gerne gegen den einen oder anderen öffentlichen Gegenwind verteidigen. 

Christian J. Becker: Welchen Stellenwert hat die Homöopathie in Versorgungsalltag in Ihrem Krankenhaus und bei welchen typischen Erkrankungen kommt sie zum Einsatz?

Robert Schmidt: Die Homöopathie ist ein elementarer Bestandteil im Versorgungsalltag im Krankenhaus Naturheilweisen. Auch wenn wir in der Regel im Krankenhausalltag nicht die Zeit für eine sehr ausführliche homöopathische Anamnese am Stück haben, lernen wir Patienten und ihre gesundheitlichen Beschwerden im Rahmen eines stationären Aufenthalts von ca. zehn Tagen so gut kennen, dass wir auch tiefergreifende Arzneien in höheren Potenzen verordnen können. Außerdem setzen wir die Homöopathie in niedrigeren Potenzen auch Symptom bezogen und nach bewährten Indikationen ein. Auf diese Weise wird praktisch jeder stationäre Patient auch homöopathisch behandelt. Besonders dankbar für die Möglichkeit eine homöopathische Medikation sind wir bei chronischen Schmerzerkrankungen aller Art, funktionellen Erkrankungen und unterschiedlichen Erschöpfungssyndromen.

Christian J. Becker: Sie setzen sich mit dem Verein Globulus zusammen mit Mitstreitern für Homöopathie an Kinderkliniken ein – mit welchen Aktivitäten und mit welcher Resonanz?

Robert Schmidt: In diesem Jahr feiert Globulus e.V. sein 25-jähriges Jubiläum. Der Verein wurde von der Kinderärztin Dr. Mira Dorcsi-Ulrich ins Leben gerufen. Ihre Vision war die Integration der Homöopathie in die Kinderkliniken Deutschlands. Diese Vision wurde im Laufe der Jahre am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München in Praxis, Forschung und Lehre verwirklicht. 

Jährliche Symposien im Hörsaal der Haunerschen Kinderklinik unterstützten dieses Projekt.

Inzwischen hat sich das Engagement von Globulus e.V. erweitert. Wir möchten uns für die Homöopathie an sich und für weitere etablierte Verfahren der Komplementärmedizin im Sinne einer Integrativen Medizin einsetzen, bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen, sowohl im stationären als auch im ambulanten Rahmen.

Im Oktober vorigen Jahres organisierte Globulus e.V. in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus für Naturheilweisen in München ein internationales Symposium zum Thema »Integrative Medizin heute und morgen« mit Referenten aus Deutschland, der Schweiz und Indien. Die Resonanz war beeindruckend und bestätigt, wie wichtig das Thema »Integrative Medizin« und die Homöopathie ein wichtiger Bestandteil dieses Konzeptes ist.

Globulus e.V.  (www.globulus.org) fördert die Integration der Homöopathie im Rahmen verschiedener Projekte. Die Finanzierung erfolgt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Sowohl die Mitgliedsbeiträge als auch die Spenden fließen zu 100% in die Projekte des Vereins, da der Vorstand und alle involvierten Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind.


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Ein Kommentar

  1. Die Schulmedizin ist in der Akutmedizin sehr wichtig mit der Kombination aus Homöopathie und Schulmedizin noch effektiver und schonender für den Patienten!
    Ich denke das beide Verfahren eine Gute Sache für Patient und die Kosten (Krankenkasse) entgegenkommen!🙃
    😉
    Mit freundlichen Grüßen

    R. Hagen

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