Arzt appelliert an Ärztekammer BW, die Homöopathie zu erhalten, weil Patienten sie brauchen

Am 20. Juli entscheidet die Ärztekammer Baden-Württemberg über den Erhalt oder die Abschaffung der Zusatzbezeichnung Homöopathie. Die Abschaffung würde vor allem drei Gruppen betreffen: Patienten, Ärzte mit Zusatzbezeichnung und Ärzte in Ausbildung. 

Patienten, Ärzte und Heilpraktiker haben sich im Rahmen des Beteiligungsverfahrens der Ärztekammer eindeutig für die Rettung der Homöopathie-Weiterbildung ausgesprochen: 90 Prozent der 1.600 Eingaben sprachen sich für die Homöopathie aus.

Um auch direkt Betroffene zu Wort kommen zu lassen, habe ich die Ärzte für Homöopathie Dr. med. Philipp Lehrke und Frank Wieland interviewt. 

Der Arzt für Homöopathie Dr. Philipp Lehrke appellierte gestern im Homoeopathiewatchblog an die Ärztekammer, die Weiterbildung besonders für den Nachwuchs zu erhalten, da sein Sohn sonst in Deutschland nicht Homöopath werden könne (Link zum Interview).

Auch der Arzt für Homöopathie Frank Wieland, Freiburg, appelliert heute im Homoeopathiewatchblog, die Weiterbildung zu erhalten. Dabei liegen ihm vor allem die Patienten am Herzen.

Wieland ist homöopathischer Arzt und Buchautor. Seine Kurzvita ist eindrucksvoll: Klinische Tätigkeit mit Schwerpunkt Homöopathie in der Onkologie einer ganzheitsmedizinischen Klinik in Kassel, Leitung Medizinisch-wissensch. Abteilung eines Herstellers von homöopathischen Arzneimitteln. Forschung auf dem Gebiet hom. Arzneimittelprüfungen. Fast 30 Jahre homöopathischer (Haus-) Arzt und Therapeut f. Systemische Einzel- und Familientherapie in eigener Praxis in Freiburg. Wieland ist Autor des Fachbuches „Homöopathische Arzneimittelprüfungen: Methodologie und Praxis.“

Ich habe Frank Wieland zur anstehenden Entscheidung seiner Kammer befragt:

Christian J. Becker: Welche Hoffnungen haben Sie als Arzt für Homöopathie mit Blick auf den 20. Juli und die Entscheidung der Ärztekammer?

Frank Wieland: Ich hoffe, dass es in der Ärztekammer genügend Offenheit gibt, die von hunderttausenden von Patienten erlebten und berichteten Erfolge und Heilungen durch Homöopathie neben hunderten von Studien, welche die Wirksamkeit belegen entsprechend zu würdigen und dass die Zusatzbezeichnung Homöopathie zum Wohle der Patienten erhalten bleibt.

Christian J. Becker: Wie bewerten Sie als Arzt die Diskrepanz zwischen der negativen Einstellung der Ärztekammer zu Homöopathie und den 90 Prozent Fürsprechern beim Beteiligungsverfahren?

Frank Wieland: Sobald jemand, der der Homöopathie skeptisch gegenüber stand wirklich bereit war, sich wirklich zu informieren und zu hören und anhand von medizinischen Befunden, z.B. Röntgenaufnahmen bei Pneumonie vor und nach homöopathischer Behandlung oder Fotos und Fallverläufe bei Hauterkrankungen anzuschauen, habe ich es immer erlebt, dass die Wirksamkeit der Behandlung anerkannt wurde.
Zur Einstellung vieler Mitglieder der Ärztekammer fällt mir die Aussage eines Professors zur Möglichkeit der Wirksamkeit der Homöopathie ein: „Und wenn es zehn placebokontrollierte, randomisierte, einwandfreie Studien gäbe, welche die Wirksamkeit der Homöopathie belegen – ich würde es nicht glauben.“ Was man  – aus welchen Gründen auch immer – nicht sehen will, wird man nicht sehen.“

Relevanz der Kammer-Entscheidung
Das Bundesland Baden-Württemberg ist wichtig für die Homöopathie aufgrund der vielen Patienten, Ärzte, Heilpraktiker und Hersteller und der langen Medizinkultur rund um Homöopathie und Anthroposophie. Würde die Zusatzbezeichnung in Baden-Württemberg abgeschafft, käme dies einem bundesweiten Berufsverbot für den homöopathischen Nachwuchs gleich. Denn dann gibt es kein großes Bundesland mehr, in dem die Zusatzbezeichnung angeboten wird, so dass eine Ausbildung nicht mehr möglich ist. Zwar gibt es die Weiterbildung noch in zwei anderen Bundesländern, aber dort ist die Abschaffung relativ sicher. Baden-Württemberg ist damit eine letzte Bastion der Homöopathie mit bundesweiter Bedeutung.