homöopathie

Rückblick und Ausblick: Unsichtbarkeit und „Integrative Medizin“ sind als Strategie für die Homöopathie gescheitert / Es ist Zeit für mehr Mut, z.B. mit #rettedeinehomöopathie 

Zum Jahresende lohnt sich ein Blick zurück – und ein mutiger Blick nach vorn.

2025 war für die Homöopathie ein schwieriges Jahr: politischer Druck, mediale Kampagnen, immer neue Debatten ausgelöst von der Anti-Homöopathie-Lobby. Vieles davon habe ich im großen Homoeopathiewatchblog-Jahresrückblick zusammengefasst (Link).

Gerade nach einem solchen Jahr ist es wichtig, mutig zu denken.

Nicht nur zu reagieren, sondern eingefahrene Wege zu hinterfragen:
Welche Strategien haben der Homöopathie-Gemeinschaft wirklich geholfen? Und welche haben uns eher leiser gemacht, obwohl wir mehr gehört werden müssten? War die jahrelange Unsichtbarkeit, war Vogel Strauß, war der Begriff Integrative Medizin der beste Weg? Meine Analyse als Journalist zeigt: Nein (siehe Analyse im Dossier, was konkret passiert, wenn Homöopathie ihren Arzneimittelstatus verliert).

Oder könnte mehr Sichtbarkeit, mehr Mut für die Homöopathie der bessere Weg sein?

Aus dieser folgenden Analyse ergibt sich für 2026 ein klarer Gedanke:
Wenn Homöopathie, ihre Patientinnen und Patienten, Heilpraktiker, Ärztinnen, Ärzte und Wissenschaftler ernsthaft wahrgenommen werden sollen, brauchen sie mehr Sichtbarkeit. Mehr Präsenz. Mehr Klarheit.

Die Strategie für das neue Jahr heißt deshalb:
Homöopathie nicht verstecken, sondern selbstbewusst benennen.

Das Motto der Homöopathie-Gemeinschaft dazu: #rettedeinehomöopathie.

 


Kurzfassung des Artikels für Schnellleser:

Der Artikel zieht Bilanz nach einem schwierigen Jahr für die Homöopathie mit politischem Gegenwind und kritischer Berichterstattung. Er hinterfragt die bisherige Strategie, Homöopathie unter dem Sammelbegriff „Integrative Medizin“ mitlaufen zu lassen. Dieser Begriff stammt aus der schulmedizinischen Debatte und wurde nicht von Homöopathen geprägt. Durch ihn verschwinde Homöopathie sprachlich zunehmend aus der Öffentlichkeit, obwohl sie von vielen Menschen genutzt wird. In Institutionen werde sie seltener klar benannt, oft nur noch als Teil eines großen Pakets. Der Begriff habe kaum strukturelle Vorteile gebracht. Lehrstühle, feste Curricula und klare Verantwortlichkeiten blieben selten. Der Artikel betont, dass Sprache Wahrnehmung formt: Was keinen Namen mehr hat, wird übersehen. Kurz: Unsichtbarkeit sei eine gescheiterte Strategie.

Daher plädiere ich für mehr Selbstbewusstsein und klare Benennung. Für 2026 schlage ich als neue Strategie die Kampagne #rettedeinehomöopathie vor. Zeit für mehr Mut.


 

Wer „Integrative Medizin“ sagt, meint zu oft: Homöopathie bitte leise bleiben und verstecken: Ihre Meinung ist gefragt

Heute möchte ich mit Ihnen einen Begriff diskutieren: „Integrative Medizin“ statt „Homöopathie“. Mich interessiert Ihre Meinung zum Thema: Was hat es der Homöopathie aus Ihrer Sicht gebracht, dass sie nun Integrative Medizin heißen soll? Gern können Sie dafür die Kommentarzeile unter diesem Artikel nutzen.

Integrative Medizin: Ein Begriff setzt sich durch – und hat Nebenwirkungen

In meiner Arbeit als Journalist und PR-Berater habe ich gelernt: Wer Begriffe prägt, prägt oft auch die Wahrnehmung. Begriffe ordnen ein, machen sichtbar, schaffen Struktur. Deshalb habe ich bewusst Formulierungen wie Anti-Homöopathie-Lobby oder Anti-Homöopathie-Kampagne oder das TV-Gesicht der Skeptiker eingeführt. Auch Homöopathie-Gemeinschaft beschreibt, dass hier mehr als einzelne Praxen oder Führungskräfte von Organisationen agieren, sondern eine breitere Gemeinschaft. Daher folgt hier ein Blick auf den Begriff „Integrative Medizin“, mit dem Führungskräfte der Branche immer häufiger den Begriff Homöopathie ersetzen wollen.

Anders als oft angenommen, wurde der Begriff Integrative Medizin nicht aus der Homöopathie heraus geprägt. Wegbereiter war der US-Mediziner Andrew T. Weil, ein klassisch ausgebildeter Internist. Er gründete 1994 an der University of Arizona das Arizona Center for Integrative Medicine. Sein Konzept: eine „healing-oriented medicine“, die komplementäre Verfahren systematisch mit der Schulmedizin verbindet. Der Begriff entstand also aus dem schulmedizinischen Diskurs – als Sammelbegriff, nicht als Selbstbeschreibung der Homöopathie.

In den 1990er-Jahren setzte sich „Integrative Medizin“ international zunehmend durch. Die Idee klingt versöhnlich: Zusammenarbeit statt Gegensätze. Doch im deutschen Diskurs hatte das eine Nebenwirkung. Homöopathie taucht seltener als eigenständiger Begriff auf und verschwindet unter dem Dach „Integrative Medizin“. So heimlich und versteckt, dass die Berufszeichnung eines bekannten Grundlagenforschers der Homöopathie bei einer anthroposophisch geprägten Klinik heißt: „Lehrstuhl für …, Integrative und Anthroposophische Medizin“. Das heißt: Selbst die Anthroposophie will die Schwester Homöopathie am liebsten nicht benennen, sondern verstecken – und nutzt dafür den Begriff „Integrative Medizin“.

Gleichzeitig zeigt eine Allensbach-Umfrage von 2023: 60 Prozent der Bevölkerung haben bereits homöopathische Mittel genutzt. Die Methode ist also präsent – nur nicht mehr im Vokabular der Institutionen. Das führt zur Kernfrage: Hilft „Integrative Medizin“ der Homöopathie wirklich, oder löst sie ihr Profil auf?

Die zwiespältige Bilanz: Unsichtbarkeit hat einen Preis

Integrative Programme entstehen, werden wissenschaftlich begleitet, politisch diskutiert. Strukturelle Fortschritte speziell für die Homöopathie bleiben dennoch selten. Eigene Lehrstühle, verbindliche Curricula, klare Positionen sind die Ausnahme. Vieles bleibt Randnotiz.

Sprache schafft Realität. Was nicht mehr beim Namen genannt wird, verschwindet aus Wahrnehmung und Debatte. Gleichzeitig weiß die Bevölkerung genau, wofür sie Homöopathie nutzt. Diese Diskrepanz ist bemerkenswert.

Vogel Strauß – oder mehr Sichtbarkeit?

In den letzten Jahren haben sich zwei Strategien abgezeichnet. Die erste lässt sich als „Vogel-Strauß-Variante“ beschreiben: möglichst unauffällig bleiben, Konflikte vermeiden, sich unter „Integrative Medizin“ einordnen. Die Hoffnung: Man läuft mit. Diese Strategie hatte Zeit, sich zu beweisen. Doch das Ergebnis ist sichtbar: Politisch formiert sich eine Mehrheit gegen die Homöopathie, in Leitmedien erscheint sie überwiegend kritisch, und sie wird selten aktiv vertreten.

Konkrete strukturelle Durchbrüche für die Homöopathie als eigenständige Disziplin sind hingegen rar. Universitäre Lehrstühle oder umfassende Curricula, in denen Homöopathie klar benannt und systematisch vermittelt wird, bleiben die Ausnahme. Viele Programme behandeln homöopathische Inhalte nur als Teil eines größeren Fächerkanons. Die Folge: Homöopathie wird eher als Randphänomen denn als klar definierte Option wahrgenommen.

Unsichtbarkeit ist keine Strategie!

Sprache prägt Sichtbarkeit. Was nicht beim Namen genannt wird, wird unsichtbar – in Öffentlichkeit und Fachwelt. Gleichzeitig zeigen Umfragen: Die Bevölkerung unterscheidet sehr wohl zwischen verschiedenen Formen der komplementären Medizin und kennt die konkrete Anwendung homöopathischer Mittel.

Dass Homöopathie als „Teil der Integrativen Medizin“ beschrieben wird, mag taktisch bequem erscheinen. Auf Dauer verwischt der Sammelbegriff aber Identität, Geschichte und Profil. Und wer sein Profil nicht klar benennt, läuft Gefahr, am Ende nicht mehr mitzuspielen. Ich kenne keinen Heilpraktiker oder Arzt für Homöopathie, der zu seinem Patienten statt Homöopathie sagt: Diese integrative Medizin wird Ihnen helfen.

Integrative Medizin ist vor allem ein Begriff der Führungskräfte der Branche und nicht der gelebten Praxis von Heilpraktikern, Ärzten und Patienten. Es ist ein Begriff von denen da oben und nicht von uns hier unten.

Mein deutliches Fazit aus der Sicht eine Journalisten und PR-Beraters: Die Vogel-Strauß-Strategie des Abtauchens in Verbindung mit dem Vogel-Strauß-Etikett Integrative Medizin hat der Homöopathie nur Nachteile gebracht. Wenn eine Strategie und ein Kurs wie Vogel-Strauß nicht funktioniert, sollte man die Richtung und Segel des Schiffs mit neuen Zielen und einer neuen Strategie ändern.

Zeit für mehr Mut: #rettedeinehomöopathie

Die zweite Strategie setzt auf Präsenz. Fragen stellen. Einordnen. Widersprüche aufzeigen. Und den Begriff Homöopathie bewusst verwenden. Sichtbarkeit bedeutet, mitreden zu können. Beide Wege hatten ihre Chance. Still und integrativ haben die Situation nicht verbessert. Darum ist es konsequent, jetzt mehr Klarheit zu wagen.

2026: Klar benennen, statt sich zu verstecken.

Denn: Wer sich versteckt, wird irgendwann irrelevant

Es ist Zeit, den eigenen Namen zu verwenden. Homöopathie braucht keine Tarnetiketten. Sie braucht einen fairen Platz in der Debatte – und der beginnt mit ehrlicher Benennung.

Es ist an der Zeit, den eigenen Namen wieder selbstbewusst zu verwenden. Homöopathie hat eine breite Nutzerbasis und eine lebendige Praxis. Statt sich sprachlich zu verstecken, sollte sie klar sagen, wofür sie steht, was sie leisten kann und wo ihre Grenzen liegen.

Auch deshalb starte ich 2026 gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern des Watchblog selbstbewusst die Kampagne für die Homöopathie:

Name: #rettedeinehomöopathie

— und eben nicht eine Kampagne, die Homöopathie sprachlich in „Integrative Medizin“ auflöst.  Daher heißt die Kampagne auch nicht #rettedeineintegrativemedizin . Sichtbarkeit entsteht nicht durch Verallgemeinerung, sondern durch klare Haltung, offene Diskussion und die Bereitschaft, konkret benannt zu werden.

Mich interessiert Ihre Meinung zum Thema: Was hat es der Homöopathie aus Ihrer Sicht gebracht, dass sie nun Integrative Medizin heißen soll?

 

 


Dieser Artikel ist ein Teil der Kampagne #rettedeinehomöopathie.
Der Homoeopathiewatchblog arbeitet dafür mit seinen Lesern
aus der Homöopathie-Gemeinschaft zusammen.
Wir wollen zusammen die Sichtbarkeit der Homöopathie und
seiner Patienten, Heilpraktiker, Ärzte und Wissenschaftler verbessern.
Und wir wollen ein Auge auf die Homöopathie-Gegner haben. 


 


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3 Kommentare

  1. Hallo,
    Integrative Medizin ist wunderbar im weitesten Sinn.
    Und besser jemand ist offen für integratives als nur für Schulmedizin.
    Aber die einzelnen Fachrichtungen sollten offen benannt werden dürfen/ können, sonst verblaßt alles. Das dürfte den anderen integrativen Therapien ja genauso gehen.
    Ich bin für Klarheit.
    Das heißt für mich nicht nur rein homöopathisch zu arbeiten. Ich bediene mich auch verschiedener Techniken, aber ich benenne was ich wann anwende.

  2. Auf jeden Fall mehr Sichtbarkeit!! Die halte ich für essenziell. Das Mitschwimmen im grossen Kessel aus allem Möglichen bringt überhaupt nichts. Zeigt weder die Stärke der Homöopathie, noch zeigt es die Masse der Menschen, die selbige gerne nutzen. Wäre Homöopathie nutzloser Humbug, bräuchte es von politischer Seite nicht immer wieder so viel Aufwand für schlechte Presse und Verbots-Appelle. Ergo – muss etwas dran sein. Ist dieser Gegenwind für mich eher ein Qualitätsbeweis. Daher – sichtbar machen! Das macht natürlich angreifbarer mit Kritik & Co. Aber wenn Homöopathie auch in der Deckung angegriffen wird, hat sie doch mit Sichtbarkeit nichts mehr zu verlieren. Also Mut zu wahrer Grösse und Sichtbarkeit! Wir haben nichts zu verbergen, aber viel zu geben. Doch die Gesellschaft würde bei Verboten einen großen Teil ihrer Selbstbestimmung verlieren.

  3. Ich sehe das Problem bei den Esoterischen, die die Homöopathie als Spielzeug missbrauchen. Die Homöopathie retten heißt für mich, öffentlich zu machen, was ist Homöopathie und wo würde Hahnemann sich übergeben!

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