homöopathie und globukalypse

Wirtschaftskrimi: Krieg gegen Globuli – wie ein Auftraggeber die Homöopathie-Branche auslöschen und die Antibiotika-und-Glyphosat-Branche beschützen möchte

Analyse
von Christian J. Becker ( Journalist und Blogger vom HomoeopathieWatchblog.de) (Aktualisiert 24.11.)

(Red. Hinweis: alle in der folgenden Analyse im Zusammenhang genannten Hinweise sind online als Einzelfakten recherchierbar. Sie werden in dieser Analyse erstmals in einen Zusammenhang gebracht)

Konkret: Wie die Pharmabranche darauf reagiert, dass Bauern weniger Antibiotika und mehr Homöopathie einsetzen: mit einer Kampagne der weltweiten Skeptikerbewegung gegen Globuli und pro Glyphosat.

Aktuelle Ausgangslage: 1,2 Milliarden Euro fordert die Abwasserbranche von der Pharmabranche, so schreibt die FAZ am 22.10. Begründung: Verseuchung des Trinkwassers mit Antibiotika und Kosten für Säuberung.

Hintergrund: Die Pharmaindustrie ist momentan aus verschiedenen Gründen alarmiert. Die Abwasserbranche fordert Geld wegen Antibiotika in Trinkwasser.
In Bayern bildet sich eine Szene aus Landwirten und Heilpraktikern, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, den Verbrauch an Antibiotika bei Milchkühen zu drosseln und durch Homöopathie zu ersetzen. Landwirte können so ihr Ausgaben für Arzneimittel verringern und Milch erzeugen, die gesünder ist, die Umwelt und das Trinkwasser weniger belastet und beim Verbraucher gut zu vermarkten ist. Vorreiterin ist eine Heilpraktikerin. Sie bildet erfolgreich Landwirte in Bayern aus, damit diese ihre Kühe selbst mit Homöopathie anstatt Antibiotika vom Tierarzt behandeln lernen. Dies ist so erfolgreich, dass sie momentan gerade zusätzlich Schweizer Bauern schult. (https://www.topagrar.com/news/Rind-Rindernews-Molkerei-Berchtesgadener-Land-ruestet-sich-fuer-die-Zukunft-8196246.html) Der Umsatz für Tierarzneimittel beträgt 800 Mio Euro, davon sollen sich laut Experten ca. 200-300 Mio Euro durch Homöopathie ersetzen lassen.

Zahlen: im Jahr 2013 wurden 800 Tonnen Grundsubstanz für die Herstellung von Antibiotika beim Menschen in Deutschland hergestellt. Wie hoch ist die Produktion für Tiere? Ich tippte auf etwas die gleiche Größenordnung wie bei Menschen. Nein, viel höher, zeigt die Relität. Im Jahr 2013 wurden 1450 Tonnen Grundsubstanz für die Herstellung von Antibiotika für Tiere in Deutschland hergestellt, wie ich aus Agrarforscherkreisen erfahren habe. Die Antibiotika werden über den Mist der Tiere in der Landwirtschaft wieder auf die Felder ausgebracht inkl. der Antibiotik-resistenten Keime. Und, so ein Zitat der Forscher: „Während der Ausbringung wird der Mist jedoch nicht nur auf den Acker aufgetragen, sondern verbleibt in Abhängigkeit seines physikalischen Zustands als Aerosol in der Luft und kann mitsamt seiner mikrobiellen Fracht in einem Lokal-regionalen Umfeld verbreitet werden.“

Pharma ist alarmiert. Denn Bauern, die auf Antibiotika zu verzichten lernen, beginnen auch, andere Produkte der konventionellen Pharma- und Chemieindustrie in Frage zu stellen. Beispielsweise das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, das einen Umsatz von 4 Mrd. Euro macht. Jeder Bauer, der weniger Antibiotika, dafür mehr Homöopathie und weniger Glyphosat einsetzt, ist sehr teuer für die Pharmaindustrie. (https://www.hier-sind-die-fakten.de/de/warum-verbietet-die-molkerei-berchtesgadener-land-den-bauern-den-einsatz-von-glyphosat.aspx)

Die Pharmaindustrie ist möglicherweise auch alarmiert, da sie befürchtet, dass sich nicht nur beim Tier der Trend (Homöopathie statt Antibiotika), sondern auch beim Menschen durchsetzt. Alarmiert sieht Pharma in die Schweiz und nach Indien. In der Schweiz ist Homöopathie vor einem Jahr in die Regelversorgung der Krankenkassen aufgenommen worden. Ärzte sparen ca. 50% ihres Arzneimittelbudgets (dazu gibt es zitierfähige Aussagen eines Arztes für Homöopathie, online verfügbar), indem sie teurere konventionelle Arzneimittel durch günstigere Homöopathie ersetzen. In Indien ist die Homöopathie der Standard gemeinsam mit der konventionellen Medizin. Dort gibt es mit Shripad Naik sogar einen Minister für Homöopathie (Ministry of Ayush). In D machen Globuli heute nur einen Umsatz von ca. 600 Mio Euro aus (85% davon bezahlen Menschen selbst). Krankenkassen erstatten nur 95 Mio Euro, das ist 0,2% ihres gesamten Arzneimittelbudgets. Die Ausgaben von Krankenkassen für alle Medikamente liegt bei ca. 42 Mrd. Euro. Niederländische Forscher haben errechnet, dass sich ca. 11 Mrd. Euro davon durch Alternativmedizin wie Homöopathie ersetzen ließen.

Aber es findet sich auch eine Gegenbewegung gegen Homöopathie in D. Die weltweite Skeptikerbewegung setzt sich öffentlich in D in einer seit 2015 stattfindenden Kampagne gegen Homöopathie und für Glyphosat ein. In Deutschland ist sie in der GWUP organisiert, die 2015 eine Art Informationsnetzwerk Anti-Homöopathie gegründet hat. Das Anti-Netzwerk setzt sich öffentlich dafür ein, dass Homöopathie aus Apotheken und Krankenkassen verdrängt werden, die Forschung eingestellt wird und an Universitäten in der Ausbildung verboten wird.

Prominente Mitstreiter des Anti-Globuli-Netzwerkes sind die Bundesministerin ad Kristina Schröder, die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP NRW Susanne Schneider und der gesundheitspolitische Experte Prof. Gerd Glaeske. Diese Drei sind offiziell auf der Website einsehbare Unterstützer. Dazu kommen noch inoffizielle aber thematisch gegen Globuli aktive Prominente wie Wetter-Macher Jörg Kachelmann oder TV-Doc Eckhard von Hirschhausen oder Lobbyisten wie Norbert Schellberg (VFA-Pharmaverband, ehemaliger grüner Abg.).

Und: am 14.9. hat der MdB Karl Lauterbach, SPD, und der Vorstand des G-BA, Josef Hecken, eine weitere Kampagne gegen Homöopathie gestartet, damit diese aus Apotheken und Krankenkassen verbannt wird (Quelle Apotheke Adhoc).

Geleitet wird das Netzwerk vom HNO-Arzt Dr. Christian Lübbers und der Ärztin Dr. Natalie Grams. Die Anti-Kampagne gegen Homöopathie ist erfolgreich. Beispiel: erstmals wurden im letzten Jahr weniger Globuli verkauft, Absatz minus 5% beim Branchenprimus DHU laut Medienberichten. Die Mitglieder des Netzwerkes haben sich verdächtig gemacht. Vor einiger Zeit hat der SPIEGEL enthüllt, dass Mitglieder des Anti-Globuli-Netzwerkes (Kinderarzt Oliver H.) dabei erwischt wurden, dass sie sich persönlich von der Pharmaindustrie haben bezahlen lassen.

Pharmaunternehmen haben offenbar Einfluß auf Personen, die Studien gegen Homöopathie durchführen. 2005 erschien die Shang-Studie in der einflußreichen Fachzeitschrift Lancet. Die Meta-Studie wies angeblich nach, dass Homöopathie nicht wirkt. Später wurde öffentlich, dass die Studienleiterin A. Shang ein Jahr nach der Studie vom Pharmaunternehmen Roche engagiert wurde und noch heute für das Unternehmen tätig ist. Es wurde öffentlich, dass die Kriterien der Studie nachträglich so verändert wurden, dass das offenbar gewünschte Ergebnis contra Globuli resultierte. Lancet hat sich mittlerweile selbst von der Studie in Teilen distanziert.

Und aus dem Wirtschaftskrimi wird ein weiterer Krimi: 2014 kam unter ungeklärten Umständen der Journalist Claus Fritzsche ums Leben, der kritisch über die Kampagne gegen Homöopathie geschrieben hatte. Kurz vor seinem Tod hat er Enthüllungen angekündigt. In letzter Zeit seit Auftreten des HomöopathieWatchblog twittern Skeptiker immer wieder die Botschaft, dass Fritzsche sich umgebracht habe und auch andere Blogger so enden könnten. Fritzsche stürzte von einer Brücke.

Vor 100 Jahren gab es eine ähnliche Kampagne in den USA: Noch um 1900 war Homöopathie der Standard als Schulmedizin mit ganz vielen Instituten an Unis in USA. Dann hat der Ölmilliardär Rockefeller erkannt, dass er aus Öl auch Medikamente machen konnte. Für den Markteintritt dieser störten die Globuli. Also gab er eine Studie in Auftrag, den bekannten Flexner-Report im Jahr 1910. Diese Studie hat im Effekt dazu geführt, dass ganz viele Unis die Homöopathie aufgaben. Die aufgebenden und auf Rockefellers Medikamente umschwenkenden Unis hat Rockefeller finanziell belohnt mit neuen Instituten etc. 1923 gab die letzte Uni Homöopathie auf. Erst erstarb die Forschung, dann die Ausbildung, dann verschwand die Homöopathie immer weiter vom Markt. Begleitet wurde das bereits damals von einer Medienkampagne. Die USA-Kampagne 1910 ähnelt sehr der D-Kampagne 2018.

Was noch nicht eindeutig nachgewiesen ist? Wer bezahlt diesen Wirtschaftkrimi?
Welches Unternehmen/Verband bezahlt die Kampagne gegen Homöopathie via Skeptikerbewegung? Es liegt bei den verbundenen Themen Antibiotika Mensch/Antibiotika Tier/gegen Homöopathie Mensch/gegen Homöopathie Tier/pro Glyphosat auf der Hand, dass es ein/mehrere Unternehmen/Verbände sein könnten, die mit diesem gemeinsamen Themenkomplex etwas zu tun haben. An der Analyse des Geldgebers, seiner PR- und Lobbying-Agentur, des Verbandes, arbeitet die pro-Homöopathie-Community.

 

3 Kommentare

  1. jo –
    was soll man da als Patient und selbstständiger Bürger noch sagen? Meine Frau regt sich tierisch auf und würde am liebsten mit Frau Merkel persönlich sprechen. Pharma kehrt nicht vor ihrer eigenen Türe sondern gießt ihren Schmutz über die Verbraucher, welche sich um ihre eigene Gesundheit kümmern aus? Herr Becker sie brauchen für diese Mamutaufgabe doch sicher Unterstützun, haben Sie schon daran gedacht ein Patientenforum einzurichten?

  2. @ ada – klare Informationen für investigative Journalisten – bin hier im Blog neu um der Frage nachzugehen -Cui bono?

    Was hat die Schweizer Regierung anders gemacht als die französische, italienische, UK, Irland, Belgien, BRD? Kannst du hier noch mehr über die PEK Studie Schweiz berichten?

    Ich will rausfinden von wem der Angriff gegen bestens ausgebildete homöopathisch arbeitende Ärzte und Heilpraktiker, gegen die Naturheilkunde, Komplementäre Medizin, Integrative Medizin, TCM und die Patienten wirklich ausgeht.
    Es scheint jemand zu geben der seit 2005 ? viel Geld für die Desinformation unseres Berufstandes investiert.

    Wie ich sehe, haben die Patienten bisher klaglos ihre Naturheilkunde und Homöopathie selbst bezahlt, weil sie 90 mithelfen wollten die Ausgaben für die Arzneimittelverordnungen zu senken.

    Was ja, wie ich bei Jo lese, offensichtlich nicht funktionierte! Cui bono

  3. Ich würde gerne hinzufügen: Die Kampagne scheint schon viel länger zu laufen, vielleicht ging sie direkt nach der Veröffentlichung der Shang et Al Studie (2008?) los.Oder schon vorher? Ab da fielen mir regelmäßig Artikel im Spiegel und der Zeit auf, die allesamt Edzard Ernst als „Experten“ zitierten und auf den zweiten Blick auch alle aus der selben Feder zu stammen schienen. All dies verstärkte sich, nachdem gerade mehr Pro-Homöopathie Ergebnisse aus der Forschung kamen (2009: Witt et al: https://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-8-413). Als die PEK Studie in der Schweiz dazu führte, dass die Homöopathie wieder in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen wurde, kam nochmal Fahrt in das Ganze. Ich selbst habe vor Jahren (war es 2011?) versucht an dem Wikipedia-Artikel über Homöopathie einige „Fakten“ zu korrigieren, das war schon damals ein Ding der Unmöglichkeit, es gab zig Seiten mit Kommentaren, in denen sich die Gegner und Befürworter die Argumente um die Ohren schlugen, ein Kommentar ging damals sofort in einer Flut von skeptischen Äußerungen unter: Wer hat denn so viele Menschen, die zu jeder Tages und Nacht Zeit einen Wikipedia Artikel „bewachen“?

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