Zwei von drei Landwirten sparen Antibiotika durch Homöopathie ein, wie eine Umfrage aus Großbritannien zeigt

(You can read the English version of the article with one click HERE)

Zunehmende Antibiotika-Resistenzen (kurz AMR) sind in der Humanmedizin ein ernstes Problem, wie die WHO meldete. Auch in der Landwirtschaft bei Haltung von Nutztieren werden AMR als immer ernsthafteres Problem eingestuft. Ein Weg aus diesem Dilemma sind innovative Ansätze, z.B. den Antibiotika-Einsatz durch Homöopathie zu verringern. Genau diesen Weg untersucht Bayern in einer Human-Studie, die Ende 2022 grünes Licht der Behörden erhalten hat (Bericht im Watchblog). 

Aber wie sieht es in der Landwirtschaft aus? Gibt es Landwirte, die Homöopathie bei Nutztieren einsetzen und ihre Erfahrung weitergeben? Ich habe mich auf die Suche begeben und bin in Großbritannien fündig geworden. 

Lesen Sie in diesem Artikel, wie Landwirt*innen in Großbritannien Homöopathie seit Jahren gezielt einsetzen, um Antibiotika einzusparen. Hinter dem Trend in GB steckt auch eine Organisation, die Whole Health Agriculture (WHAg). Sie hat ihre Erfahrung in einer Umfrage bei Landwirten zusammengefasst. Ihre Leiter geben hier im Homoeopathiewatchblog eine Einschätzung, wie sich der Einsatz von Homöopathie verändert.

Die WHAg unterstützt als Organisation in Großbritannien Landwirte, die Alternativen zu synthetischen Chemikalien und Antibiotika suchen. Dies geschieht mit Informationen und Kursen. Homöopathie spielt dabei eine wichtige Rolle.

Um zu ermitteln, wie Landwirte den Einsatz von Homöopathie (und anderen CAM-Methoden) einschätzen, hat die WHAg in 2020 und 2021 eine Umfrage bei 220 Nutztierhaltern (konventionell und Bio) in GB und weiteren Ländern gestartet. Befragt wurden Halter von Rindern, Milchvieh, Schweinen, Schafen und Geflügel (Betriebsgröße: im Schnitt 150 Kühe bei Milchviehhaltern). 

Die Ergebnisse der Umfrage stellt die WHAg Interessierten zur Verfügung. 

Hier können Sie die wichtigsten Fakten der Umfrage lesen:

65 Prozent der befragten Landwirte berichten, dass sie mit Homöopathie und anderen komplementärmedizinischen Methoden (CAM) ihren Antibiotika-Einsatz verringern können. Bei Milchviehhaltern liegt der Wert noch höher, bei 69 Prozent. Und für 24 Prozent der Landwirte hilft der Einsatz von Homöopathie und CAM sogar dabei, auf den Einsatz von Antibiotika zu verzichten. 50 Prozent der Milchviehhalter berichten über weniger und mildere Euterentzündungen. Befragt, warum sie weniger Antibiotika einsetzen möchten, sagen ein Drittel der Landwirte, dass sie gegen Antibiotika-Resistenzen vorgehen wollen, dass sie die Gesundheit ihres Tierbestand und die Umwelt verbessern und auf Wünsche ihrer Kunden eingehen möchten.

Auch weitere für Nutztierhalter wichtige Werte veränderten sich durch die Anwendung von Homöopathie: Ein Drittel der Landwirte berichtet, dass sich die Profitabilität des Betriebes erhöht hat – bei Milchviehhaltern sind es sogar mehr als die Hälfte. Ein Grund dafür ist, dass sich durch mehr Homöopathie und weniger Antibiotika die Behandlungs- und Medizinkosten bei 66 Prozent der Landwirte verringern. Homöopathie und CAM haben Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere: 84 Prozent der Landwirte berichten von Verbesserungen der allgemeinen Gesundheit. 65 Prozent bestätigen eine geringere Krankheitshäufigkeit oder Schwere der Erkrankung. 

Die befragten Landwirte setzen CAM (88 Prozent nutzen Homöopathie, 68 Prozent Phytotherapie) vor allem zur Prävention von Krankheiten ein (88 Prozent), gefolgt von Erster Hilfe, Verletzungen, Geburtsproblemen (86 Prozent).

Von den befragten Landwirten haben 82 Prozent ein Training in der Anwendung von CAM erhalten – bei Milchviehhaltern sogar 95 Prozent. Und 30 Prozent berichten, dass ihr Tierarzt der Behandlung mit CAM positiv einschätzt. Die Umfrage berichtet jedoch auch, dass manche Tierärzte wenig Wissen über CAM hätten und ihr daher gegenüber skeptisch eingestellt seien. Dies führe dazu, dass Landwirte zurückhaltend sind, dem Tierarzt von ihren Homöopathie-Erfolgen zu berichten.

Mit der vorliegenden Befragung möchte die Organisation WHAg das Wissen und die Erfahrung von Landwirten sammeln und weitergeben, die erfolgreich gesunde Tiere halten und den Antibiotika-Einsatz durch Homöopathie verringern können. 

Einschätzungen und Resonanz der Umfrage

Welche Resonanz die Organisation WHAg auf die Umfrage erhalten hat, fragte ich Vorstände der Organisation. Die Umfrage-Koordinatorin Karen Seyersted berichtet von einer guten Resonanz bei Landwirten: „Im Vereinigten Königreich und weltweit wenden sich Landwirte aus verschiedenen Gründen der Homöopathie und anderen CAM zu. Die Reduzierung von Infektionen/Infektionskrankheiten und der Einsatz von Antibiotika stehen ganz oben auf ihrer Liste. Da wir Landwirte von Partnern wie der Soil Association, der Biodynamic Association, dem Organic Research Centre, Agricology, dem Rare Breeds Survival Trust und Anbietern von Homöopathiekursen auf dem Bauernhof usw. rekrutierten, erhielten wir eine gute Resonanz“. 

Ob und welche Veränderungen der Wahrnehmung von Homöopathie in der Landwirtschaft sie wahrnehmen können, fragte ich zwei weitere Vorstandsmitglieder der WHAg, den homöopathischen Tierarzt Chris Aukland und die Homöopathin und CEO der WHAg Jackie Pearce-Dickens.   

Das Ampel-Modell

Die WHAG-Vorstände berichten, dass die Organisation die Wahrnehmung der Homöopathie bei Landwirten durch ein Ampel-Modell verändert haben. 

Dieses Ampel-Modell wird verwendet, um den Viehbestand immer wieder zu bewerten und einzustufen. Es konzentriert sich auf Prävention und frühzeitiges Eingreifen sowie darauf, den roten Bereich auszusortieren, „rote Flaggen“ zu setzen und zu wissen, wann der Tierarzt gerufen werden muss. Je nach Stufe ist ein Eingreifen unterschiedlich notwendig. Der grüne Bereich ist die ideale Situation, in der die Tiere gesund sind. Hier lernen die Landwirte, vorausschauend zu planen und Krankheiten durch die routinemäßige Anwendung von Homöopathie, einschließlich Nosoden und Schüßler-Salzen, vorzubeugen. Im Laufe eines landwirtschaftlichen Jahres wiederholen sich die Situationen in der Regel: Fruchtbarkeit, Paarung, Geburt, Absetzen, Wetter- und Futterwechsel, Transport und andere Belastungen, so dass eine vorausschauende Planung möglich und der Schlüssel zum Erfolg ist. Im gelben Bereich ist die Gesundheit aus dem Gleichgewicht geraten, und in diesem Fall können Homöopathie und CAM helfen. Ein wichtiges Ergebnis der Umfrage ist, dass die Landwirte berichten, dass sie nach dem Erlernen von Homöopathie und CAM bessere Beobachter wurden, was ihnen wiederum hilft, frühzeitig einzugreifen. In der roten Stufe gibt es Anzeichen von Krankheit, z. B. Unfälle, Notfälle, schwere Krankheiten, bei denen eine Behandlung durch einen Tierarzt notwendig ist.

Chris und Jackie von WHAg berichten weiter: „Angesichts der heutigen Herausforderungen, insbesondere Antibiotika-Resistenzen, aber auch des Klimas und der Lebenshaltungskosten, suchen immer mehr Landwirte (auch konventionell wirtschaftende) nach Alternativen. Wir lehren Homöopathie als Teil eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagementsystems (das übrigens leicht auf jedes Gesundheitsmanagementsystem übertragbar ist). Infolgedessen haben sich durch die Art und Weise, wie wir die Homöopathie präsentieren, auch andere umorientiert. Wir sind also wirklich mehr auf das Modell der ganzheitlichen Gesundheit eingestellt, das wiederum die Homöopathie einschließt. 

Dies hat Auswirkungen auf vier Bereiche:

Die Öffentlichkeit – begreift das Ampel-Modell sehr schnell und schätzt seine Anwendbarkeit in der Landwirtschaft und darüber hinaus

Die Landwirte – begreifen das Modell sehr schnell und sehen schon nach kurzer Zeit erste Ergebnisse. Sie sind dann sehr daran interessiert, ihre Erfahrungen mit anderen Landwirten zu teilen. 

Die Tierärzte – begreifen das Modell, wenn es ihnen erklärt wird; sie verstehen es langsamer, da sie im Gebiet der roten Stufe des Ampel-Modells leben. 

Die Regierung – hat bisher nur geringes Interesse an dem Potenzial eines ganzheitlichen Gesundheitsmodells gezeigt.“

Folgende Schlussfolgerungen zieht die WHAg aus ihrer Umfrage:

Diese Umfrage legt nahe, dass das Erlernen und die Integration von CAMs das Potenzial hat, eine Wissenslücke sowohl für Landwirte als auch für Tierärzte auf der Suche nach besseren Instrumenten zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Verbesserung der Tiergesundheit zu schließen. Bei Supermärkten und Endverbrauchern, die Milch kaufen, scheint es einen wachsenden Trend zu geben, dass Landwirte Antibiotika auf der Grundlage der Marktnachfrage und nicht nur wegen der Gesetzgebung reduzieren. Der Trend ist im Milchsektor noch stärker ausgeprägt, da einige Abnehmer von Biomilch darauf abzielen, alle ihre Mitglieder auf den Status „Produziert ohne Antibiotika“ (PWAB) umzustellen. Auf der Grundlage der globalen Gesundheitsbedürfnisse, der Branchentrends und der Informationen über alternative Behandlungsmethoden, die unsere Landwirte großzügig mit uns geteilt haben, empfiehlt die WHAg nachdrücklich, das Potenzial von alternativen Behandlungsmethoden für die Tiergesundheit weiter zu erforschen und zu dokumentieren UND Landwirte, die nach Alternativen suchen, besser zu unterstützen, insbesondere durch Branchenverbände.

Weitere Informationen: 

Kompletter Umfrage-Bericht der WHAg zur Homöopathie in der Landwirtschaft (79 Seiten, PDF in englischer Sprache): Link 

Hintergrundinformationen über die Organisation WHAg aus Großbritannien, die für die Umfrage verantwortlich ist:
„Whole Health Agriculture“ (Link https://wholehealthag.org/) wurde 2018 von Lawrence Woodward, OBE, und den Homöopathen MARH Jackie Pearce-Dickens und Karen Seyersted gegründet, um Landwirten, die Alternativen zu synthetischen Chemikalien, Antibiotika und künstlichen Eingriffen suchen, Informationen, Aufklärung und Unterstützung zu bieten. Der homöopathische Tierarzt, MFHom, MRCVS Chris Aukland ist seither als Leiter des Bereichs Tiergesundheit in den Vorstand eingetreten, und Karin Mont, Leiterin der Alliance of Registered Homeopaths in Großbritannien, hat Karen Seyersted 2022 als Direktorin abgelöst. Seit ihrer Gründung hat die WHAG ein Lernzentrum mit Mitgliedschaften und einem Grundkurs in fortschrittlicher Bauernhofhomöopathie aufgebaut, Berater für die ganzheitliche Gesundheit von Nutztieren ausgebildet und ein Programm von Botschafterbetrieben entwickelt sowie ein Forschungsteam zusammengestellt. WHAg bietet außerdem regelmäßig Webinare und Selbsthilfegruppen für Landwirte an, nimmt an Konferenzen teil und verfügt über ein ausgedehntes Netzwerk von Landwirten, Tierärzten, Homöopathen und Forschern weltweit.“

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