Homöopathie-Experten aus 4 Ländern wehren sich gegen Verunglimpfung der Homöopathie durch Anti-Homöopathie-Lobby / Interview mit Prof. Michael Frass zur Aktion

Aktuell hat die Anti-Homöopathie-Lobby ihre Kampagne in Fachzeitschriften ausgeweitet. Sie platziert Meinungsartikel und versucht, Publikationen über Studien zur Homöopathie löschen zu lassen. Da diese Aktivitäten zeitversetzt auch in der Politik und in den Publikumsmedien landen, ist es für die Homöopathie-Community wichtig zu wissen, was in den Fachzeitschriften passiert. Solche Anti-Homöopathie-Artikel auf reiner Meinungsbasis ohne Fakten sind in ähnlicher Form schon in Publikumsmedien erschienen, dass sie jetzt auch in Fachzeitschriften erscheinen, ist neu. Deshalb informiere ich im Homoeopathiewatchblog die Homöopathie-Community darüber, ordne die Aktivitäten ein und befrage Experten. 

Denn es gibt auch eine begrüßenswerte Entwicklung: Homöopathie-Experten aus vier Ländern (Israel, Deutschland, Österreich und der Schweiz) wehren sich als Aktionsgemeinschaft gegen die Verunglimpfung der Homöopathie durch Skeptiker-Autoren. Ich habe Prof. Michael Frass, einen der Köpfe der Aktion, gefragt, warum es wichtig ist, dass sich die Homöopathie-Community aktiv gegen die Anti-Homöopathie-Lobby zur Wehr setzt. Er sagt: „Es ist entscheidend, der wissenschaftlichen sowie der nicht-wissenschaftlichen tätigen Gesellschaft klarzumachen, dass unberechtigte und verzerrte Behauptungen nicht unwidersprochen bleiben sollen.“ (Weiter unten im Artikel können Sie seine ausführliche Einschätzung lesen). 

Neben dieser positiven Neuerung gibt es auch zwei Entwicklungen, die der Homöopathie-Community Sorgen bereiten dürften. Erstens öffnen Fachzeitschriften inzwischen ihre Seiten für reine Meinungsartikel der Anti-Homöopathie-Lobby. So durften drei Vertreter der Anti-Homöopathie-Lobby in einer Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift Wiener Klinische Wochenschrift (WKW) ihre bekannten Botschaften gegen die Homöopathie platzieren – mit reiner Meinungsmache ohne wissenschaftliche Fakten. Das ist erstaunlich für eine medizinische Fachzeitschrift mit wissenschaftlichem Anspruch. Erstaunlich ist auch, dass solche „Kommentare“ in der Fachzeitschrift nur auf Einladung der Schriftleitung der Fachzeitschrift zustande kommen, wie die Autorenstatuten zeigen. 

Und zweitens ist es bedenklich, dass medizinische Fachzeitschriften inzwischen auch Autoren akzeptieren, die reine Anti-Homöopathie-Lobbyisten sind – teilweise sogar ohne medizinische oder wissenschaftliche Ausbildung. Einer der Anti-Homöopathie-Autoren in der Fachzeitschrift war Angestellter im öffentlichen Dienst – der von sich selbst schreibt, dass er für seine Homöopathie-Kritik auch keine medizinische Ausbildung brauche. Dieser Lobbyist hat auch ganz offen gesagt, was sein Ziel ist: „Aber was … nötig wäre, das ist das Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie.“ (Zitat aus Skeptiker-eigenen Portal Psiram, 1.12.2018). 

Diese Anti-Homöopathie-Kampagne in einer Fachzeitschrift hat auch etwas Gutes, wie oben bereits erwähnt. Denn es hat sich eine Aktionsgemeinschaft von bekannten Homöopathie-Expert*innen zusammengefunden, um sich gegen die Anti-Homöopathie-Lobby zur Wehr zu setzen. Sie haben einen offenen Brief verfasst, den die Fachzeitschrift WKW auch veröffentlicht hat. In ihrem Brief (Link) widerlegen die Homöopathie-Expert*innen die plumpe Anti-Homöopathie-Kampagne der Anti-Homöopathie-Lobby. Zur Aktionsgemeinschaft gehören aus Israel Menachem Oberbaum MD, aus Deutschland Prof. Michael Keusgen Ph. D. und Michaela Geiger MD, aus Österreich Prof. Michael Frass MD, Erfried Pichler MD, Rosemarie Brunnthaler-Tscherteu MD, Bernhard Zauner MD, Petra Weiermeyer DVM, aus der Schweiz Gisela Etter-Kalberer MD (alphabetische Reihenfolge nach Herkunftsländern). Ihre Kernbotschaften sind: „Im Hinblick auf die klinische Forschung gibt es in der Homöopathie eine ausreichende Anzahl randomisierter, placebokontrollierter Studien. In allen bis auf eine der sechs großen Metaanalysen wurden Wirkungen der Homöopathie über Placebo hinaus festgestellt. …Wirksamkeit, Sicherheit und Grundlagenforschung der homöopathischen Medizin sind in der Literatur weitgehend beschrieben und ein Placeboeffekt kann ausgeschlossen werden.“

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass es weitere Aktionen der Homöopathie-Community für die Homöopathie und gegen die Anti-Homöopathie-Lobby gibt. 

Deshalb habe ich Professor Michael Frass als einen der Köpfe der Aktion gefragt, warum er es für wichtig hält, dass sich Homöopathie-Experten auch gegen solche Meinungsartikel der Anti-Homöopathie-Lobby in Fachzeitschriften äußern.

Professor Michael Frass fasst die Intention der Aktionsgemeinschaft der Homöopathie-Expert*innen zusammen: 

„Es ist entscheidend, der wissenschaftlichen sowie der nicht-wissenschaftlichen tätigen Gesellschaft klarzumachen, dass unberechtigte und verzerrte Behauptungen nicht unwidersprochen bleiben sollen. 

Gerade der Artikel in der Wiener Klinischen Wochenschrift (WKW) hat durch seinen provokanten Aufmacher „Homöopathie ist ein Relikt aus der vorwissenschaftlichen Ära“ dazu angeregt, den Feststellungen von wissenschaftlich offensichtlich ungeschulten Autoren Tatsachen entgegen zu setzen. Leider wird ja, manchmal auch auf homöopathischer Seite der Boden der Tatsachen verlassen, deswegen bemühen wir uns auch um eine möglichst wahrheitsgetreue Darstellung (siehe z.B. den Artikel Weiermayer P, Frass M, Peinbauer T, Ellinger L. Evidenzbasierte Veterinär-/Homöopathie und ihre mögliche Bedeutung für die ­Bekämpfung der Antibiotikaresistenzproblematik – ein Überblick [Evidence-based homeopathy and veterinary homeopathy, and its potential to help overcome the anti-microbial resistance problem – an overview]. Schweiz Arch Tierheilkd. 2020 Oct;162(10):597-615. German, French. doi: 10.17236/sat00273. PMID: 33006555.)
Hier sind die wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie klar umrissen. Die WKW hat ja auch vor wenigen Jahren einen ausgezeichneten Artikel von Frau Dr. Christa Gründling publiziert (Gründling C, Schimetta W, Frass M. Real-life effect of classical homeopathy in the treatment of allergies: A multicenter prospective observational study. Wien Klin Wochenschr. 2012 Jan;124(1-2):11-7. doi: 10.1007/s00508-011-0104-y. Epub 2011 Dec 8. PMID: 22138796.).
Damit ist gezeigt, dass die WKW sehr wohl Interesse an gut durchgeführter homöopathischer Forschung hat.“

(Foto: Professor Michael Frass, privat)

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